Donnerstag, 19. Mai 2022

Khalil Gibran - Poet zwischen Orient und Okzident (aktualisiert)

  
Selbstporträt 1911 (wikipedia.en)
Der aus dem Libanon stammende Khalil Gibran (1883-1931) gehört zu
den großen Persönlichkeiten, die Goethes Ausspruch im West-östlichen Divan 
(Nachtrag 1825/26) bewusst gelebt haben:   

Wer sich selbst
                und andre kennt, 
                wird auch hier erkennen,
                Orient und Occident
                sind nicht mehr zu trennen.
                Sinnig zwischen beiden Welten 
                sich zu wiegen, lass ich gelten;  
                also zwischen Ost und Westen
                sich bewegen sei's zum Besten.

Den meisten fällt beim Namen Gibran sein berühmtes Werk "Der Prophet" ein, das 1923 in New York zum ersten Mal erschien und schnell zu einem weltweiten Kultbuch wurde. Die Auflagen in vielen Sprachen zeigen an, ,wie umfangreich und existentiell intensiv das Werk dieses Dichters ist.
Auch als Maler hinterließ er bleibende Eindrücke.  Durch sein Leben zwischen der Levante, Europa und Amerika, durch seine Poesie, seine vielen Aphorismen und unnachahmlichen Erzählungen ist er ein wichtiger Brückenbauer auch zwischen den Religionen geworden. 
Man denke hier nur an sein Jesus-Buch:


  • Jesus Menschensohn. Seine Worte und Taten,
    berichtet von Menschen, die Ihn kannten.

    Olten (CH): Walter 1988, 2. Aufl. ,170 S. u.ö.
    -- Drei Beispiele: hier
  • Vgl. Jean-Pierre Dahdah: Khalil Gibran.
    La vie inspirée de l'auteur du "Prophète"
    [1994].
    Espaces libres. Paris: Albin Michel  2004

    Deutsch: Khalil Gibran. Eine Biographie
    .
    Düsseldorf: Patmos 1997



Weitere Informationen


  • „Worauf wartest du
    hier am Tor?", 
    fragte der Prophet den Wachposten.
    „Auf den Feind!", entgegnete dieser. „Man muss jede Stunde auf ihn gefasst sein. Vielleicht sammelt er gerade seine Mannschaften, irgendwo hinter den Bergen. Vielleicht denkt er sich in diesem Augenblick eine Kriegslist aus, um uns zu überfallen, wenn wir nicht wachsam sind, sei es am Feiertag oder in der Nacht. Wenn ich die Schilde des Feindes blinken sehe in der Ferne oder das Lärmen der Waffen höre von den Bergen her, dann muss ich schreien, bis die ganze Stadt gerüstet ist den Feind zu empfangen."
    Der Prophet schwieg und schaute lange vor sich hin. Dann sagte er:
    „Die Stadt ist gerüstet, den Feind zu empfangen. mag sein. Aber ist sie auch gerüstet einen Freund zu empfangen? Einen Retter und Helfer, der nicht gegen die Mauern anrennen will, um die Stadt zu stürmen; und der uns nicht Krieg bringt sondern Frieden?
    Ist diese Stadt auch gerüstet für einen Freund?"
    Aus: Männerarbeit der Ev. Kirche von Westfalen (Hg.): Ein Weggeleit.
     
    Schwerte-Villigst 2004, S. 42 


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